Gleich vorab: Hierzu wird es auch bald noch eine Katzen-Variante geben. Da ich aber eher Hunde- als Katzenmensch bin, geht es mit den tapsigeren Vierbeinern los. Ist ja auch mein Blog, ha! (Schreibt mir aber gern, wenn ihr bestimmte Redewendungen und Sprichwörter habt, deren Herkunft ihr schon immer mal wissen wolltet – ich finde das für euch heraus.)
In diesem Beitrag erfahrt ihr also, …
… warum Hundebesitzer:innen auf den Hund gekommen sind
… wer vor die Hunde geht
… warum der Hund in der Pfanne verrückt wird
… wieso wir manchmal hundemüde sind
… wann und welche Tage Hundstage sind
… wer bekannt ist wie ein bunter Hund
… wo der Hund begraben liegt
… weshalb die Hunde ausgerechnet den Letzten beißen
Außerdem habe ich am Ende noch ein besonderes Schmankerl für euch – eine Bezeichnung, die auch ihr vermutlich fast täglich verwendet, aber über die ihr euch (wie übrigens auch ich bis vor ein paar Tagen) keine bis kaum Gedanken gemacht habt.
Das ist eine ganze Menge, oder? Bei der Recherche war ich selbst ganz erstaunt darüber, wie viele Redewendungen es rund um den Hund eigentlich gibt. Die meisten davon verwende ich sogar recht häufig. Nur der Hintergrund, der war mir zumindest bei ein paar Formulierungen neu. Lasst uns also keine Zeit verlieren, sondern direkt starten, es gibt einiges zu entdecken!
»Ihr seid wohl auf den Hund gekommen!«
… heißt es oft, wenn sich jemand eine Fellnase als neuen Mitbewohner ins Haus holt. Doch eigentlich meinte diese Redewendung etwas völlig anderes. In alten Truhen, vor allem im süddeutschen Raum und in der Schweiz, finden sich manchmal noch Spuren, die auf den Ursprung vom Auf-den-Hund-kommen hinweisen. Auf dem Boden dieser Truhen war häufig eine kleine Hundefigur eingeschnitzt, manchmal sogar mit gefletschten Zähnen. Dieser symbolische Hund sollte den Zweck haben, mögliche Diebe abzuschrecken. Außerdem sollte er die Besitzer zur Sparsamkeit ermahnen. Denn war genug Geld in der Kiste, war der Hund nicht zu sehen. Im Umkehrschluss bedeutete ein sichtbarer Hund, dass die Besitzer zu viel Geld ausgegeben hatten und deshalb »auf den Hund gekommen« waren.
Wer also auf den Hund gekommen war, dem ging es finanziell schlecht.
Damit war die Bedrohung groß, auch noch vor die Hunde zu gehen.
Wie auch das Auf-den-Hund-kommen bedeutet das, dass es einem nicht besonders gut geht. Der Ursprung dieser Redewendung kommt aber aus dem Bergbau. Denn die hölzernen Wagen, mit denen die Kohle gefördert wurde, wurde auch »Hund« genannt. Wenn die Bergleute ihren Soll nicht mehr schafften, mussten sie diesen Karren ziehen, also »vor dem Hund gehen«.
Wie auch bei einigen anderen Redewendungen gibt es auch hier alternative Erklärungen und welche Redensart zuerst existierte, ist nicht abschließend geklärt. Denn auch bei der Jagd ging ab und an etwas vor die Hunde – und zwar dann, wenn ein Jagdhund sein Ziel nicht erreicht hat und das Wild entkommen konnte.
Vielleicht war der Jagdhund dann so durcheinander, dass er glatt in der Pfanne verrückt wurde?
Eher nicht. Denn auch wenn diese Redewendung Verwirrung oder Überraschung ausdrückt, hat sie einen ganz anderen, eher tragischen Ursprung. Grund dafür ist eine Geschichte von Till Eulenspiegel, in der er bei einem Bierbrauer arbeitete. Der Brauer besaß einen Hund, dem dieser den Namen »Hopf« gegeben hatte. Als der Bierbrauer Eulenspiegel den Auftrag gab, Bier zu brauen und den Hopfen sorgfältig zu sieden (Hopfen wird dem Bier beim Kochen zugegeben), hörte Eulenspiegel nur »Hopf« und warf kurzerhand den Hund in die Pfanne.
Ob Eulenspiegel auch des Hundes müde war, vermag ich an der Stelle nicht zu sagen.
Vielleicht war er auch einfach hundemüde und hat deshalb nicht genau zugehört.
»Hundemüde« zu sein geht auf den erhöhten Schlafbedarf zurück, den unsere Vierbeiner haben. Um die 18 Stunden Schlaf brauchen Hunde pro Tag. Wer hundemüde ist, könnte also an Ort und Stelle einschlafen und sollte sich schleunigst einen passenden Schlafplatz suchen.
So lange schlafen zu können, klingt nach einem perfekten … Hundstag?
Für unsere pelzigen Freunde ist natürlich jeder Tag ein Hundstag. Für uns Menschen aber meinen »Hundstage« die Zeit der großen Sommerhitze im Juli und August. Diese Bezeichnung stammt aus dem alten Ägypten und nimmt Bezug auf den Doppelstern Sirius (A und B) und das Sternbild »Großer Hund«. An den Hundstagen ging der Stern Sirius gemeinsam mit der Sonne auf und unter. Während der 30 Tage andauernden Hundstage befand sich der Hauptstern im Sternbild »Großer Hund«.
Das ist heute aber nicht mehr ganz kongruent, da sich die Stellung der Sterne zur Erde im Laufe der Zeit verändert hat. Heutzutage zeigt sich der Sirius um den 30. August am Sternenhimmel und ist daher ein Zeichen für den nahenden Herbstanfang.
Das russische Wort für »Sommerferien« ist übrigens »kaniculy« und damit direkt abgeleitet von den »dies caniculares«, der lateinischen Bezeichnung für die Hundstage.
Wer an den Hundstagen andauernd im Schwimmbad herumliegt und nach und nach sämtliche Badegäste kennenlernt, ist irgendwann selbst
bekannt wie ein bunter Hund.
Diese Redewendung wird gern genutzt, um über bekannte oder auffällige Menschen zu sprechen. Wo der bunte Hund genau herkommt, ist nicht abschließend geklärt. Fest steht aber, dass Hunde in der Regel einfarbig oder gescheckt sind. Hat ein Hund mehr als zwei verschiedene Fellfarben, gilt das als Seltenheit. Und ein solcher Hund war dann auch schnell in der ganzen Umgebung bekannt.
Im Gegensatz zum bunten Hund gibt es auch Dinge, die man selbst lieber für sich behält und über die man alles andere als gern spricht. Vielleicht hat man auch etwas angestellt und verheimlicht etwas. Kommt einem dann doch jemand auf die Schliche, kann es schon mal heißen:
»Da liegt also der Hund begraben!«
Doch diese Redewendung hat noch eine andere Seite und kann auch meinen, dass nichts los ist. In kleinen, verschlafenen Dörfern liegt deshalb auch hin und wieder der Hund begraben. Es gibt sogar ein ganz konkretes Dorf, in dem ein ziemlich bekannter Hund begraben liegt – und mit ihm die Ursache für die Redewendung.
Konkret geht es um den Hund »Stuczel«, dessen Grabstätte im Ort Winterstein in Thüringen liegt. Der soll während des Dreißigjährigen Krieges für seine Herrin Botschaften nach Gotha geschmuggelt haben. Ob die nun politischen oder amourösen Inhalt hatten, ist nicht belegt. Dennoch hält sich die Geschichte hartnäckig, dass Kurt von Wenkheim und Hillerie von Wangenheim eine Romeo-und-Julia-hafte Liebesgeschichte verband. Und eben ein Hund, der unauffällig dafür sorgte, dass sie sich gegenseitig Briefe schreiben konnten.
Stuczel bekam bei seinem Ableben aber tatsächlich ein Grabmal, das auch heute noch besichtigt werden kann.
Ganz am Ende sind wir noch nicht und hoffentlich kommt ihr ohne Bisswunden aus diesem Text.
Denn den letzten, den beißen bekanntlich die Hunde.
Auch diese Redensart kommt aus der Jagdsprache. Denn es war immer das schwächste – und deshalb auch das letzte – Tier, das bei der Jagd von der Herde getrennt und von den Jagdhunden gestellt wurde. Gemeint ist also, dass die letzten, die in einer Gruppe oder einer Situation zurückbleiben, Nachteile oder Konsequenzen zu fürchten haben.
Weil in diesem Blogartikel aber niemand gebissen wird und ich euch noch das versprochene Schmankerl schuldig bin, schauen wir uns jetzt noch den Schweinehund mal genauer an. Besiegen wollen ihn alle, aber manchmal macht er es sich auch ordentlich bequem.
Aber woher kommt die Bezeichnung »innerer Schweinehund« eigentlich?
Zunächst denkt man vielleicht an ein Mischwesen aus Hund und Schwein, aber der Schweinehund leitet sich tatsächlich vom Sauhund ab. Das sind Hunde, die aufgrund ihres aggressiven Charakters früher bei der Wildschweinjagd eingesetzt wurden. Wer von diesen Hunden gehetzt worden ist, war danach erschöpft und damit leichte Beute für die Jagenden. Daher wurde »Sauhund« irgendwann zu einer Beleidigung für gemeine und aggressive Menschen.
Das Bild wandelte sich nach und nach zum inneren Schweinehund, der niedere Instinkte versinnbildlicht. Einer der ersten, die den Ausdruck verwendeten, war der SPD-Abgeordnete Kurt Schumacher, der am 23. Februar 1932, also ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung, die Nationalsozialisten verbal angriff und ihnen vorwarf, »mit ihrer aggressiven Propaganda die niederen Instinkte der Menschen zu bedienen«.
Und schließlich kam noch Sigmund Freud daher und brachte die Theorie auf, dass Menschen innere Triebe haben, die mit ihren höheren Werten in Konflikt stehen. Darin begründet sich auch die Idee – und damit die heutige Bedeutung des Wortes –, dass der innere Schweinehund besiegt oder überwunden werden muss.
Der Ausdruck »den inneren Schweinehund überwinden« hat sich bis heute gehalten und die Redensart erfreut sich großer Beliebtheit – was den Sprachgebrauch angeht. Der innere Schweinehund selbst ist alles andere als beliebt. Passend dazu sind wir am Ende dieses Blogartikels angekommen. Und weil ich keine Tierquälerin bin, verziehe ich mich jetzt erstmal mit meinem inneren Schweinehund aufs Sofa.
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Quellen:
https://wauwow.eu/announcement/12-redewendungen-sprichwoerter-rund-um-den-hund/
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/woher-stammt-die-redensart-auf-den-hund-kommen-102.html
https://www.geo.de/geolino/redewendungen/3052-rtkl-redewendung-da-wird-der-hund-der-pfanne-verrueckt
https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/hundstage-bedeutung-herkunft-name-hitze-sommer-102.html
https://www.thueringen.info/winterstein.html
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/woher-kommt-den-inneren-schweinehund-ueberwinden-106.html
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