In meinem letzten Blogbeitrag habe ich es euch versprochen und was versprochen ist, wird bekanntlich nicht gebrochen. Als Nicht-Katzenmensch habe ich es tatsächlich ohne größere Kratzer und katzenbedingte Nahtoderfahrungen geschafft, einige Sprichwörter und Redewendungen rund um die kleinen Stubentiger zusammenzutragen.
In diesem Beitrag erfahrt ihr also, …
… warum ihr die Katze besser nicht im Sack kaufen solltet
… wann man aber die Katze aus dem Sack lässt
… was für die Katz ist
… weshalb sich die Katze selbst in den Schwanz beißt
… warum wir manchmal einen Kater haben
… wer am Katzentisch sitzt
… was es mit der Katzenwäsche auf sich hat (und die sogar gesund ist!)
… wie weit ein Katzensprung ist
Im Gegensatz zu den Hunden, bei denen die Sprichwörter eher Loyalität, Elend oder Bedrohung thematisieren, geht es bei den Katzen also um Heimlichkeit, Tücke oder Eigenwilligkeit. Tja, wer hätte das gedacht?
Doch obwohl es tendenziell mehr Sprichwörter mit Hunden gibt, wurde ich auch bei den Katzen sehr schnell fündig. Hier findet ihr also eine von mir kuratierte Auswahl. Ihr wollt noch mehr tierische Sprichwörter und Redewendungen? Dann lasst mir am Ende gerne einen Kommentar da und ich begebe mich ein weiteres Mal auf Recherche durch Internet und Bibliotheken. Nun aber genug der Vorrede – Vorhang miauf! (Niemand hat behauptet, dass meine Wortspiele gut sind.)
»Da hast du aber die Katze im Sack gekauft!«
Wer das zu hören bekommt, hat vermutlich einen Handel getätigt, ohne sich vorher zu vergewissern, was er genau dafür bekommt – entweder, weil es zu verlockend klang oder weil die verkaufende Person so vertrauenswürdig wirkte. Zuhause stellte man dann fest, dass man so gar nicht das bekommen hat, was man eigentlich hatte haben wollen. Man hat also: die Katze im Sack gekauft.
Aber wie kam die Katze da ursprünglich rein? In dem Fall ist der Ursprung der Redewendung tatsächlich wörtlich zu nehmen. Früher haben besonders schlitzohrige Handelstreibende nämlich oft Katzen in Säcke gesteckt und sie der ahnungslosen Kundschaft als Legehennen oder Ferkel verkauft. Sah die Kundschaft vor ihrem Kauf nicht nach, was genau sie da erwarb, kaufte sie wortwörtlich die Katze im Sack.
Übrigens gibt es dazu eine Geschichte von Till Eulenspiegel (bei dem nicht nur der Hund in der Pfanne verrückt wurde, mehr dazu in diesem Artikel). Denn der hat – findig wie er war – die Katze sogar in ein Hasenfell eingenäht, in einen Sack gesteckt und als Hase verkauft.
Dann lassen wir die Katze mal aus dem Sack, was?
Heißt: Wir lüften ein Geheimnis. Wir verkünden etwas, das bereits gerüchte- oder andeutungsweise die Runde machte.
Die Herkunft dieser Redewendung hängt eng mit der im Sack gekauften Katze zusammen. Denn war die erstmal aus dem Sack, war klar, dass es sich eben um eine Katze und nicht um die versprochene Henne handelte.
Allerdings gibt es hier auch eine andere, weitaus brutalere Erklärung. Zur Bestrafung wurde früher auf Segelschiffen gerne mal eine etwas andere Katze aus dem Sack gelassen. Denn Neunschwänzige Katze ist eine Bezeichnung für eine Peitsche mit neun Riemen – und mit dieser Bekanntschaft zu machen, war alles andere als erstrebenswert.
Schriftlich belegt ist die Redewendung spätestens seit 1787.
Ob man über den Tisch gezogen oder ausgepeitscht wurde – manchmal fragt man sich in solchen Situationen wohl, ob denn alles für die Katz war.
Denn wenn etwas für die Katz war, war es vergebens, der Mühe nicht wert, sinnlos. Die Redewendung stammt aus der Feder des Fabelerzählers Burkard Waldis, der im 15. Jahrhundert gelebt hat. Seine Geschichte ging so:
Einst lebte ein Schmied, der für seine Arbeit nur das verlangte, was die Leute ihm aus freien Stücken zu geben bereit waren. Doch die Leute waren geizig und so bekam er oft nicht einmal einen Dank zu hören. Von klingenden Münzen in seinem Korb ganz zu schweigen. Der Schmied wurde daraufhin ärgerlicher und ärgerlicher – bis er schließlich einen Entschluss fasste und seine Katze an einen Pfosten band. Wann immer die Kundschaft nicht zahlte, sagte er: Katz, das geb ich dir!
Das Ende der Geschichte? Die Katze verhungerte und der Schmied beschloss, seinen Lohn fortan selbst festzulegen.
Vor Hunger hat sich die Katze noch zu ihren Lebzeiten möglicherweise selbst in den Schwanz gebissen.
Diese Redewendung ist allerdings nicht wörtlich zu nehmen. Wenn sich eine Katze selbst in den Schwanz beißt, bedeutet das im übertragenen Sinn, dass ein Problem oder eine Handlung auf sich selbst zurückwirkt. Kurz: dass es dafür keine richtige Lösung gibt.
Ein Beispiel? Wenn man eine Wohnung mieten möchte, braucht man meist Gehaltsnachweise einer Arbeitsstelle. Die man aber nur antreten kann, wenn man einen festen Wohnsitz hat, für den man wiederum eine Wohnung braucht. In solchen Fällen beißt sich dann die Katze selbst in den Schwanz.
Dieses sprachliche Bild leitet sich tatsächlich von spielenden kleinen Kätzchen ab, die sich oft selbst in den Schwanz beißen, weil sie noch nicht begreifen, dass dieses wedelnde, flauschige Ding hinter ihnen zu ihrem eigenen Körper gehört. In schriftlicher Form taucht die Redensart zum ersten Mal irgendwann im 19./20. Jahrhundert auf.
Übrigens beißt sich nicht nur die Katze in den Schwanz, sondern manchmal auch die Schlange. Das bezieht sich auf das Bild des Ouroboros, das einen geschlossenen Kreis darstellt und damit ein altes Bild für die Ewigkeit ist. Und jetzt alle: Und im eeeeeeewigen Kreiiiis … (König der Löwen, anyone? Ist schließlich auch eine Katze.)
Auf Abende der (feuchtfröhlichen) Gesänge (ob es nun »Der ewige Kreis« aus dem »König der Löwen« ist oder doch ein Kneipenlied) folgt für manche der Morgen mit dem Kater.
Doch damit ist nicht das schnurrende Tier auf dem Schoß gemeint, sondern das weitaus unangenehmere Gefühl der Übelkeit, das durch wummernden Kopfschmerz ergänzt wird. Der Ausdruck »einen Kater haben« stammt vermutlich aus der Leipziger Studentensprache des 18. Jahrhunderts und leitet sich möglicherweise vom »Katarrh« ab – ein altes Wort für Schnupfen oder Unwohlsein. Da sich die Beschwerden ähneln, wurde kurzerhand auf diese Bezeichnung zurückgegriffen. Eine andere Herkunft wird im »Katzenjammer« vermutet.
Belegt ist die Bezeichnung »Kater« für die Nachwehen des Alkoholrauschs jedenfalls seit dem 19. Jahrhundert.
Ebenfalls nicht so gut geht es jenen, die am Katzentisch sitzen (müssen).
Der Ausdruck »Katzentisch« stammt aus dem Klosterleben. Zur Strafe mussten manche Mönche ihre Mahlzeiten oft abseits vom gemeinsamen (großen, bequemen) Tisch einnehmen und zum Essen auf dem Boden kauern. Ursprünglich war Katzentisch also eine euphemistische Bezeichnung für den Fußboden.
Ein Katzentisch ist wörtlich genommen ein Tisch, der nicht zur regulären Sitzordnung gehört und meist ungünstig platziert ist – oft direkt neben der Eingangstür, wo oft andere Leute vorbeigehen und/oder es besonders zugig ist. Im übertragenen Sinn meint der Katzentisch Menschen, die abseits stehen oder benachteiligt werden.
Die Herkunft des Ausdrucks liegt irgendwo im 17. Jahrhundert.
Ähnlich verpönt wie der Katzentisch – allerdings zu Unrecht – ist die Katzenwäsche.
Darunter versteht man die schnelle, äußerst wassersparende Körperpflege, meist nur mit Waschlappen und einem kleinen Wännchen. Denn wer Katzenwäsche macht, scheut genau wie Katzen das Wasser – oder möchte besonders sparsam damit umgehen. (Servicehinweis am Rande: Katzenwäsche ist tatsächlich besser für die Haut als tägliches Duschen, weil sich auf der Haut Tenside bilden, die die Haut geschmeidig halten. Besonders bei Menschen mit trockener Haut trocknet tägliches Duschen nur noch mehr aus.)
Katzen gelten trotz »Katzenwäsche« als besonders reinlich. Sie putzen sich zwischen zwei bis drei Stunden am Tag.
Und jetzt? Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Ende des Textes.
Seit dem 16. Jahrhundert ist diese Redewendung überliefert und seit dem 17. Jahrhundert fester Bestandteil von Sprichwortsammlungen und drückt aus, dass es von A nach B nicht besonders weit ist – eben nur so weit, wie eine Katze springen kann.
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Quellen:
https://de.pons.com/p/wissensecke/phrasen-und-wendungen/die-katze-im-sack-kaufen
https://www1.wdr.de/radio/wdr2/themen/frag-doch-mal-die-maus/katze-im-sack-kaufen-104.html
https://de.wiktionary.org/wiki/die_Katze_aus_dem_Sack_lassen
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